Die Geburt der Digedags

„Die Geburt der Digedags“ ist ein Fancomic des ehemaligen Mosaik-Zeichners Ulf S. Graupner aus dem Digedags-Universum.

Quelle: www.mosapedia.de/wiki/index.php/Die_Geburt_der_Digedags

Die Informationen auf der Mosapedia dürfte ja jeden Digedag-Fan bekannt sein, aber das es bereits 2005 von Ulf S. Graupner weitere Informationen gegeben hat dürfte relativ unbekannt sein. Dieser Text war bis heute in einem riesigen Datenberg verschollen und ist pünktlich zum Osterfest wieder aufgetaucht. Ulf hat diesen Text leicht korrigiert und ergänzt.

… Ich möchte mal ein paar Fragen, die so heiß diskutiert wurden, beantworten:

Richtig: Die Nullnummer entstand anläßlich des 65. Geburtstages von Hannes Hegen.

Noch richtiger: Sie entstand anläßlich einer Ausstellung zum 65. Geburtstag von Hannes Hegen. Ich hatte über einen Aushang im Dresdener DEFA-Trickfilmstudio (wo ich 1990 gerade Praktikum machte) erfahren, daß Volker Handloik einen Band mit Arbeiten junger Comiczeichner aus der DDR plante. Ich war sofort Feuer und Flamme, weil ich sowieso lieber Comics als Trickfilme zeichnen wollte. Hier hatte ich aber mal die Chance auf Veröffentlichung. So entstanden z.T. extra für das Buch, das LEICHTMETALL heißen sollte, meine Beiträge, die auch heute noch darin abgedruckt sind. So nebenbei erwähnte Volker (2001 als Journalist in Afghanistan ums Leben gekommen), daß er gerade eine Ausstellung mit dem Titel DIE DIGEDAGS – EIN MYTHOS für die „galerie eigen+Art“ in Leipzig zusammenstelle und ob ich nicht Lust hätte, einen Beitrag dazu zu leisten, unter anderem wäre der 65. Geburtstag DES MEISTERS ein Anlaß. Ich hätte aber nur noch zwei Wochen Zeit. Das war für mich der Startschuß. Schon als Kind hatte ich mir von einem Nachbarsjungen eine Lügengeschichte anhören müssen: Er erzählte mir, er hätte ein Heft gesehen, das vor der Nr. 1 spielt. Darin wären die Digedags zum ersten Male erschienen, und zwar wären sie beim Skispringen unter einer Sprungschanze hervorgekrochen. Da ich mit Skispringen nix am Hut habe, war ich enttäuscht über diese Variante und hatte mir seitdem immer wieder Gedanken gemacht, wo die 3 Typen wirklich herkommen. Heute weiß ich, daß mein Nachbar mal einen Fetzen der Nr. 5 (ohne Cover) gesehen haben muß und darauf seine Theorie begründete. Nachdem ich später ca. 1985 auf dem Flohmarkt für ein komplettes Monatsgehalt (300 Mark der DDR) 40 MOSAIKs, darunter die EINS(!) ausgehändigt bekam, war mir klar, daß die Digedags einfach so aus dem Nichts auftauchten und war wieder enttäuscht. — Na ja, jedenfalls hatte ich mir schon auf der Heimfahrt von Volker in Berlin zur Studentenbude in Babelsberg die ungefähre Handlung im Kopf zurechtgebastelt. Die darauffolgenden 14 Tage hatten nicht viel mit meinem Trickfilmzeichner-Studium zu tun. Ich zeichnete wie verrückt, um es bis zur Ausstellung zu schaffen. Ich habe damals sogar noch eine Werbekarte gemacht. Weil die Ausstellung um Ostern herum stattfand, war das Covermotiv der Nullnummer nur allzu passend. Die Karte wurde von mir damals eigenhändig in einer Nacht-und-Nebel-Aktion im Fotolabor der Hochschule für Film und Fernsehen der DDR „Konrad Wolf“ auf Fotopapier vervielfältigt. Ich lege mal einen Scan als Gimmick bei. Die Originale der #0 (eigentlich sind es ja zwei: die Tuschezeichnung im Format A3 und die mit Faserschreiber-Nachfülltinte und Keilitz-Fotografie-Farbe kolorierte A4-Schwarzweißkopie) befinden sich noch in meinem Besitz. Hannes Hegen erhielt von mir damals am Gartenzaun eine gute Farbkopie direkt vom Original – und was er dazu sagte, war sinngemäß, daß er sich zwar über die gute Absicht freue, aber ein wahrer Künstler doch seine eigenen Ziele verfolgen solle und nicht von anderen abmalen. Diese weisen Worte umzusetzen versuche ich noch heute, bin ich doch mit den ABRAFAXEN und zukünftig zusätzlich KNAX noch immer nicht im richtigen Fahrwasser. Aber vielleicht wird’s ja noch. Die Karte zu seinem Geburtstag habe ich ihm erst nach der Ausstellung geschickt, weil dort ein Brief oder Päckchen mit seiner Adresse als Objekt auslag. Außerdem hatte man ihn zur Vernissage eingeladen, er hatte aber abgelehnt und sein Mißfallen über diese Exhibition geäußert, ohne sie gesehen zu haben. Somit stand fest, daß er mein Geburtstagsgeschenk nicht im Rahmen der Ausstellung entdecken würde. Ich erinnere mich, daß ihn schon die Bezeichnung MYTHOS im Titel der Ausstellung gestört hatte und er die Veranstaltung verbieten wollte: Hier wurde zum ersten Mal klar, daß mit dem Mann nicht gut Kirschen essen ist.

Die im Text erwähnte Osterkarte aus dem Jahre 1990 (Ulf S. Graupner)

DIE GEBURT DER DIGEDAGS (Farbfassung 2001 Ulf S. Graupner)

 Text: Ulf S. Graupner (Februar 2005, korrigiert und ergänzt 07.04.2020)

Bild: Ulf S. Graupner

Ausgegraben von Reiner Grünberg (April 2020)